|
Nightwish 2018
    Erfolg besteht darin, dass man genau die Eigenschaften hat, die
       im Moment gefragt sind.                     Henry Ford  


Nürnberg, Arena Nürnberger Versicherung 30.09.2018


Als man am 6.Juli 1996 im Gästebuch von Tuomas Holopainen die Bandgründung von Nightwish notierte und am Lagerfeuer beschloss, atmosphärische Musik von einer weiblichen Stimme bestimmt, zu machen, konnte wohl keiner ahnen, wie erfolgreich man einmal damit werden würde. Heute ist Nightwish das Aushängeschild Nummer Eins der Symphonic Metal-Musikszene und bis heute absolut stilprägend für die gesamte Szene. Auch hinter den Wechsel der Leadsängerin kann man ja schon länger einen Haken machen. Das bewies Sängerin Floor Jansen auch in Nürnberg einmal mehr auf eindrucksvolle Weise, Trotzdem scheint bis heute das Thema Tarja Turunen nicht totzukriegen zu sein. Eigentlich schade, irgendwann sollte es auch der letzte einmal schaffen, zu akzeptieren, dass die Sängerin von Nightwish Floor Jansen heißt. Schwer ist das eigentlich nicht sollte man meinen. Das Volumen der Sängerin ist beeindruckend und harmoniert auch perfekt mit Bassist Marco Hietala.um es mal ganz salopp zu sagen, das passt wie „Arsch auf Eimer“.

Im März 2018 startete man die Decades: World Tour mit allein 34 Shows in Nordamerika passend zum gleichnamigen Best of-Album. Auch in Deutschland ist man neun Mal zu erleben, besonders erfreulich ist, dass dabei Nürnberg nach 2015 erneut auf den Tourplan Platz gefunden hat. Es wäre auch schlimm, wenn nicht. Denn Franken ist definitiv „Nightwish-Land“, nicht ganz überraschend ist auch diesmal ist die Arena Nürnberger Versicherung ausverkauft und das Publikum entsprechend gespannt, was die Finnen mit Verstärkung aus den Niederlanden diesmal zu bieten haben. Ausverkauft heißt übrigens in Nürnberg, dass man sich trotzdem gut bewegen kann, mit einem Konzerterlebnis wie in einer Sardinenbüchse hat ein Arena-Konzert nichts zu tun.

Wie 2015 hat auch diesmal Nightwish eine Supportband mitgebracht, zwar diesmal nur eine und an die grandiose Vorstellung von Arch Enemy kamen die Finnen aus Helsinki auch nicht ganz heran, was man allerdings schon im Vorfeld vermuten konnte. Das liegt aber weniger an Beast in Black, sondern mehr an der Ausnahmeerscheinung Alissa White-Gluz von Arch Enemy.

Denn Spaß machte der Auftritt der Metal-Band Beast in Black durchaus, deren Name auf eine Anime und Manga-Serie namens Berserk zurückgeht. Und so widmet sich die Band in den Songs neben dem Leben und der Liebe auch der Gestalt des Berserkers, übrigens auch der Titel der ersten CD der Band. Ein Berserker ist Sänger Yannis Papadopoulos zwar nicht, manch einer hätte es sich aber vielleicht gewünscht einer zu sein, sagt man ihnen doch nach, keine Schmerzen zu empfinden. Denn die Range des Sängers ist sicher nicht Jedermanns Geschmack. So kann der griechische Sänger auch problemlos als Frau durchgehen, hat er doch neben dem Brüllen auch den hohen weiblichen Gesang locker drauf, während die Drums den an die 80èr Jahre angelehnten Heavy und Powermetalsound der Bands vorantreiben. Natürlich können Beast in Black auch „Ballade“ und klingen bisweilen auch schon mal nach „Europes „Final Countdown“. Das kann man aber durchaus als Kompliment verstehen, die Band hat es echt drauf Ohrwürmer zu erschaffen und macht neugierig auf mehr, was demnächst in Nürnberg ja auch möglich sein wird, wenn Beast in Black am 19.03 im Hirsch erneut zu erleben sind. Beast in Black sind eine Ohrwurmmaschine mit einem hochinteressanten Sänger die sicher noch für Furore sorgen wird

Und nachdem 2015 die Sängerin der Supportband Arch Enemy wie ein Mann klang, dann darf 2018 auch der Sänger der Supportband schon mal nach einer Frau klingen.

Beim Blick auf die Bühne stach übrigens von Anfang an die riesigen LED Leinwände ins Auge, die nicht nur das Geschehen auf der Bühne mit 2 großen Monitoren verdeutlichten und die Show bis zum hintersten Winkel der Halle gut erlebbar machten. Sie erwiesen sich auch als zentrales Element der Nightwish-Show. Was die Band an diesem Abend an Bildern für die Konzertbesucher zu bieten hatte, und dadurch an Stimmung transportierte war ein Erlebnis für sich. Vom Plattencover, dem Besuch auf den Rummel, über eine rasante Achterbahnfahrt, als die sich übrigens auch das Konzert erwies, bis zu spektakulären Feuerbildern und einen grandiosen Feuerkünstler war alles dabei, nicht zu vergessen auch etwas Weihnachtsstimmung der kitschigeren Art. Es war schon fast ein digitaler Overflow, was übrigens im krassen Wiederspruch zum Beginn der Show stand. Denn die startete mit einer „Anti-Handy-Ansage“ und dem Hinweis „Let`s all say no to digital slavery“, um danach das Publikum selbst showtechnisch fast komplett in die digitale Welt zu entführen. Allerdings nicht ganz, es gab schon noch eine sehenswerte analoge Pyroshow mit Raketen, Lichtblitzen und Feuersäulen und eine sich stehts um die Show bemühende Leadsängerin. Manch einem war, wie man danach auf Facebook lesen konnte, die Action auf der Bühne zu wenig, die Meinung kann ich keineswegs teilen. Wenn man Nightwish kennt, weiß man was man zu erwarten hat, und auch diesmal lieferte man mit viel technischen Aufwand meiner Meinung nach grandios ab. Das gilt übrigens auch für die Setlist. Man hätte sich das auch sicher noch einfacher machen können, denn ein Best of the Best war dieser Abend nicht. Los gings mit „Dark Chest of Wonders“ und einem der bekanntesten Songs der Band „Wish I had an Angel“, denen man „10th man down“, folgen ließ. Nachdem bei den drei nächsten Songs, nämlich Come cover me“,  „Gethsemane“ und „Elane“ die Fotografen in den Graben durften gab es kein Feuer zu sehen, danach feuerte man aber aus allen Rohren bei Songs wie „Last Ride oft he Day“, „The Kinslayer“ „Devil and the Deep Dark Ocean und „Slaying the Dreamer“. Auch „I want my tears back“ und „Nemo“ fanden sich in der Setlist wieder, die einen guten Überblick über die musikalische Vergangenheit der Band nachzeichnete, ohne ein reines Hitabspielen zu sein.

Und ganz zum Schluss folgte dann mit dem auf CD 25 minutigen Song „The Greatest Show on Earth“ ein Lied, das wie wohl kein zweites als bestes Beispiel für die unglaubliche Songschreibefähigkeit von Zylindermann Tuomas Holopainen steht und mit seiner Dynamik und den Tempowechseln auch in der langen Live-Version an diesem Abend einen den Mund offen stehen lässt. Auch Sängerin Floor Jensen kann hier nochmals so richtig zeigen, was sie kann.

Es war ein epischer Auftritts, der absolut spektakulär mit einem furiosen analogen und digitalen Flammenfinale und einem roten Papierschnipselregen zu Ende ging und kaum Wünsche offenlies. Einen vielleicht doch, nämlich dass sich Nightwish bald im wieder im Frankenland sehen lassen, die Franken werden es ihnen auch da wieder danken.

zu den Bildergalerien

Nightwish

Beast in Black














www.gruftimusik.de / www.konzertreport.de / www.konzertimpressionen.de