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Vienna Teng 2013
    Bildung lässt sich nicht downloaden    
                                  Günter Jauch


Helmbrechts, Bürgersaal 22.10.2013


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Es wäre wirklich traurig, wenn die 1978 in Kalifornien geborene Cynthia Yih Shih ihr Studium an der Technischen Universität für immer dazu genützt hätte um als Programmiererin für Cisco gut Geld zu verdienen. Der Welt wäre eine ganz besondere Singer-Songwriterin verloren gegangen. Eine , die etwas zu sagen hat, die auch schon mal in Manadrin ein Lied problemlos singen kann und die mit ihrer wunderschönen glockenreinen Stimme Emotionen auslösen und zu Tränen rühren kann, wenn sie das denn will.
Zum Glück hat ihre Liebe zur Musik dies verhindert, bereits im Studium hat sie sich einer A-Capella-Gruppe angeschlossen und versucht ihre eigene Musik auf dem Campus bekannt zu machen. Aus Cynithia Yih wurde Vienna Teng und ihre ersten Kompositionen fanden auf dem Debütalbum Walking Hour immer mehr Gehör.
Und heute , 6 Alben später , steht eine fröhliche Vienna Teng auf der Bühne des Helmbrechtser Bürgersaals und versucht das leider nicht ausverkaufte Auditorium für sich zu gewinnen und Aims , ihr neuestes Werk vorzustellen.
Schwer fällt ihr das nicht, denn bei Vienna Teng kommt vom ersten Ton einfach gewaltig viel rüber, viel Talent, viel Stimme , viel Charisma und Charme, aber auch etwas Schüchternheit, was sicher nicht die schlechteste Charaktereigenschaft ist, um Menschen für sich zu gewinnen.
Unterstützt wird sie an diesem Abend von Alex Wong am Schlagzeug und Jordan Hamlin an der Gitarre. Die steckt auch schon mal ihre Hand in das French Horn ,das bei einem Song Verwendung findet, damit es dezenter klingt und nicht den ganzen Gesang übertönt. Und auch das Schlagzeug wird ziemlich zärtlich bearbeitet. Bei den E-Drums, die bisweilen auch Verwendung finden ist eine Regulierung der Lautstärke natürlich viel einfacher, aber nicht nur damit schafft es Wong problemlos, die großartige Stimme nicht zu übertönen und sich den ganzen Abend dem größten Ziel unterzuordnen, Emotionen zu schaffen, ruhig, zart, aber nie langweilig oder einschläfernd.
Eine rein handgemachte Musik ist das trotzdem nicht, dafür steht die Computerexpertin am Mikrofon, den technischen Hilfsmitteln viel zu offen gegenüber, die Möglichkeit mit Loops und diversen anderen Schnickschnack Musik aufzupimpen hat sie problemlos drauf. Und doch geschieht auch dies so dezent ,dass die Musik nie überfrachtet wird, sondern es einfach richtig schön das Ohr umschmeichelt. Aber trotz aller Hilfsmittel sind es vor allem die ganz reduzierten Songs , die besonders haften bleiben, wie das in Chinesischer Sprache gesungene A Cappela-Stück oder die Songs die mit Stapelbecher und Glasrändern veredelt werden. Musik kann man mit vielem machen und Vienna Teng probiert dies auch gerne aus. Und wenn dann so etwas Tolles entsteht , wie an diesem Abend darf sie gerne auch mit einer Kreissäge oder Autohupe Musik machen.
Eins darf sie jedoch nie, ohne Klavier auftreten. Denn die hochbegabte Pianistin ist gerade hier besonders gut und ihre Musik besonders intensiv.
Nach einer Pause überrascht sie im zweiten Teil des Konzertes mit ihrem Bavarian Outfit das Publikum und ihre 2 Mitmusiker , die sich in einen Jägerkluft geschmissen haben machten den Bayerischen Look perfekt. Zum Glück bleibt sie aber auch da ihren wunderschönen Popmelodien treu, einzig beim kurz angestimmten "Der Mai ist gekommen" wird sie sich untreu und kommt "volksdümmlich" daher, aber das geschieht mehr zur Belustigung des Publikums. Denn dass die bildhübsche Dame auch durchaus Sinn für Humor hat, konnte man an diesem Abend auch Dank der einen oder anderen lustigen Ansage ebenfalls erfreut zur Kenntnis nehmen.
In Amerika ist Vienna Teng sicher inzwischen ein Name, ein Auftritt in Lettermans Late Night Show und Platz 2 in den Amazon Charts mit dem zweiten Album "Warm Strangers", zu einer Zeit als noch richtig CDs verkauft wurden, zeugen davon. In Deutschland ist sie sicher noch ein echter Geheimtip, und ich bin Heinz König, dem Macher der Helmbrechtser Kulturwelten extrem dankbar, dass er den Mut hatte, sie zu verpflichten. Denn ihre Musik hat mir schon von Album Nummer 1 an sehr gut gefallen und ich war schon immer sehr neugierig, sie mal live zu hören. Warum können inzwischen sicher ein Großteil der Konzertbesucher an diesem Abend gut nachvollziehen.

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