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Lordi 2016
             Monsters are real. Ghosts are real, too. They live inside us.
              And sometimes they win.                     Stephen King


Lordi, Framus Musichall Markneukirchen  01.10.2016



Manchmal kann ein Megaerfolg ja auch zum Fluch werden, bei Lordi und dem ESC-Überhit „Hard Rock Hallelujah“ kann man das wirklich nicht behaupten. Denn dadurch ist der Bekanntheitsgrad der Band so exorbitant hoch, dass auch Nicht-Metal-Fans die Band kennen. Die Nummer ist einfach so gut, dass man sich auf jedem Konzert wieder aufs Neue richtig darauf freut, sie auch live zu hören. Gerade weil sie jedes Mal irgendwie etwas anders klingt. Wer jetzt aber denkt, dass sie aus der Lordi-Setlist quasi als One Hit Wonder heraussticht, der hat die Band noch nie Live gesehen. Die Finnen um Visual Art Designer und Kostümmacher Tomi Putaansuu, besser bekannt als Mr. Lordi, haben eine erstaunliche Gabe, Metal, Melodie und die Gruseltexte miteinander zu verbinden. Das ist zwar heavy, geht aber trotzdem ins Ohr und da bleibt es dann irgendwo in den Gehirnwindungen auch haften. Nicht nur „Hard Rock Hallelujah“. Da ändert auch die soeben erschienene achte Scheibe „Monstereophonic-Theaterror vs Demonarchy“ nichts. Ganz im Gegenteil, die neue Scheibe ist extrem gelungen (bis auf den Titel), was man beim Konzert mit dem Konzertopener „He-Man“ auch gleich mal wohlwollend zur Kenntnis nehmen kann. Darin wird zur Schlachtung „He-Manns“ aufgefordert, Mr Lordi ist von Song 1 an in seinem Element. Ein weiteres so gelungenes Beispiel an diesem Abend ist das extrem rhythmische „Down with the Devil“. Das Konzert endet mit dem Outro zu „The Night the Monsters Died“. Leider nur vom Band, aber auch so eine Lordinummer, die einmal gehört extrem haften bleibt.

Eine Lordi Show besteht natürlich nicht nur aus einer überzeugenden Setlist mit vielen guten Songs, visuell ist die Band einfach ein Faszinosum für sich. Nicht ganz so glücklich war man allerdings an diesem Tag mit der Show selbst. So konnte man vier Showeffekte gar nicht zeigen, die Konfettikanone erwies sich als Rohrkrepierer, erst beim zweiten Einsatz flog etwas mehr ins Publikum. Die CO2-Pistole hatte wenig Lust auf Arbeit an diesem Tag, so dass auch dieser Effekt ziemlich wirkungslos blieb. Und die „Mumie aus dem Sarg Nummer“ erinnerte auch etwas an „Kai aus der Kiste“ und war weit weniger spektakulär, wie sie hätte sein können. Die tanzenden Skelette hatten auch leichte Choreographieprobleme, immerhin erwies sich der rauchende Totenkopf als schönes Horror Gimmick.

Echt gruselig dagegen die aufgespießten Köpfe, die wirklich extrem realistisch ausschauten und einmal mehr die herausragenden Maskenbildnerqualitäten des Finnen unter Beweis stellten. Von den Bühnenoutfits mal ganz abgesehen.
Aber wie sagte Mr. Lordi so schön zu Beginn „Opening Night - things will fuck up“, war die Show in Markneukirchen nämlich der Auftakt der Lordi Tour. Und wie recht er damit hatte, sah man im Verlauf des Abends, da „fuckte so einiges up“, ganz im Gegenteil zur Show tags darauf in Leipzig, die sehr reibungslos weit mehr Horrorstoff zu bieten hatte.

An der Location lag das übrigens nicht. Framus hat mit seiner Music Hall eine der schönsten Konzertlocations Deutschlands zu bieten, allein die WCs sind ein Hingucker für sich. Technisch bestens ausgestattet, garantiert die Music Hall auch akustisch ein Konzerterlebnis vom Feinsten und jede Band kann sich eigentlich nur glücklich schätzen, wenn sie hier auftreten kann.

Mr. Lordi erwies sich an diesem Abend aber trotz aller Widrigkeiten und trotz allen Horrors als witziger Zeitgenosse. So fragte er das Publikum „Shall we do a songs about assholes? You know assholes? Um sich die Frage gleich darauf einmal mit dem Vorschlag „ Euere Lehrer“ in der Schule zu beantworten, wohl wissend, dass pubertierende Schüler eher nicht die Zielgruppe der Band sind. Denn vom Teeniepop sind die Finnen mindestens genauso weit entfernt, wie eine Helene Fischer vom Heavy Metal. Aber zurück zu den Arschlöchern dieser Welt, da gibt’s ja dann doch einige und gefühlt werden es immer mehr. Und deshalb widmete er ihnen mit „Sincerely with Love“ auch gleich den passenden Song.

Es spricht für Lordi, dass man sich aller Widrigkeiten zum Trotz, nichts anmerken ließ und trotzdem immer noch eine überzeugende Show ablieferte. Allerding geht noch viel mehr, wie an diesem Tag.

Silver Dust und Shiraz Lane


Gleich zwei Bands stimmten die Konzertbesucher auf das Lordi-Spektakel ein.
Silver Dust hatten den Opening Slot, eine Schweizer Metal Band, die in Deutschland noch ziemlich unbekannt sind. Leider ziemlich schlecht ausgeleuchtet, war es besonders faszinierend den Schlagzeuger der Band zu beobachten. Was der mit seinen Drumsticks so anstellte war mehr als einen Blick wert.

Die 5 Finnen von Shiraz Lane sind da schon deutlich bekannter, hatten neben Auftritten in Japan und Kanada auch schon ihren ersten Auftritt in Deutschland. Und das ausgerechnet in Wacken, was soll dann noch kommen in Deutschland fragt man sich. Markneukirchen zum Beispiel, wo die Band einen extrem überzeugenden Auftritt hinlegte. Immer die Nähe zum Publikum suchend, war der Sänger und Gitarrist irgendwann ganz im Publikum verschwunden. Apropos Sänger, Hannes Kett ist quasi das Pendant zu Alissa White Gluz. Im Gegensatz zur Arch Enemy Sängerin, deren Stimme unfassbar männlich daherkommt, wundert man sich bei Hannes Kett, in welche Höhen die Shiraz Lane Stimme gerade wieder herumsingt. Das wird man mögen, oder nicht. Ähnlich wie bei Arch Enemy, Shiraz Lane polarisieren. Aber es bedarf keiner prophetischen Gabe, dass die jungen und hübschen Finnen eine echte Zukunft vor sich haben und gerade die jüngeren Mädels ziemlich auf Shiraz Lane abfahren werden. Pech für die Band, dass davon eine Lordi Show nicht ganz so viele zu bieten hat. Trotzdem für Band und Publikum ein gelungener Gig.




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Silver Dust in Arbeit

Shiraz Lane in Arbeit




Lordi


















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