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Nightwish 2015
  Musik besitzt den Zauber eine wilde Brust zu besänftigen, einen Fels zu erweichen
  und eine knorrige Eiche zu beugen.                  William Congreve     


Nürnberg, Arena 05.12.2015


Der Schluss der Nightwish Show mit dem Song „The Greatest Show on Earth“ sagt eigentlich alles über die Qualität dieser außergewöhnlichen Finnischen Band und steht wie kein zweiter an diesem Abend  für all das, was Nightwish lieben und was das Publikum an Nightwish so liebt. Wer traut sich schon überhaupt einen Song mit fast 25 Minuten live zu präsentieren. Nightwish schon, sie lieben den Bombast, das große Drama, epische Musik in epischen Bildern die hängen bleibt, sowohl klanglich als auch optisch. Dank der großartigen überdimensionalen Videowand im Hintergrund, die selbst im letzten Winkel der Arena noch gut zu erkennen war und die Bilder von Mutter Erde genauso packend an die Frau und den Mann brachten wie die Musik selbst.  Vom ruhigen verträumten Intro anschwellend zu einer ganz großen Nightwish Nummer unterstützt von einer Pyrotechnik, die noch einmal alle Register zieht ist „The Greatest Show on Earth“ ein furioses Ende einer höchst beeindruckenden Nightwish Show die noch lange im Gedächtnis haften bleibt. Und die große Lust auf neue musikalische Ergüsse und weitere Live-Shows der Finnen macht. Als dann die letzten Takte verklungen waren und sich die Musiker bei einer rappelvollen Nürnberger Arena verabschiedeten brach der Applaus los. Stehende Ovationen, minutenlanger Beifall , das Publikum hatte ein feines Händchen dafür, nicht mit Zugaberufen diese besondere Stimmung zu zerstören, weil jeder der über 8000 wusste nach so einem Finale Furioso kann nichts mehr kommen. Bei Kapitän Tuomas Holopainen, dem niederländische Musikexport Sängerin Floor Jensen, Bassist Marco Hietala, Gitarrist Empuu Vuorinen, Pipe und Tin Whistle Mann Troy Donockley, der seit 2013 in der Band, den Live Sound unheimlich bereichert und Schlagzeuger Jukka Nevalainen muss sich Gänsehaut am ganzen Körper bemerkbar gemacht haben in diesem Moment. Es war der verdiente Lohn für ein großes Musikspektakel, das man den Besuchern an diesen Abend bot.  Mit Unsummen werden unsere Opernhäuser und der Bereich der Klassik unterstützt, vielleicht ist eine Band wie Nightwish um den genialen Komponisten Tuomas Holopainen am Keyboard die neue Klassik, die neue Oper, auch wenn der opernhafte Gesang zu Zeiten einer Tarja Turunen deutlich auffälliger und soundprägender war. Auf alle Fälle ist es ganz große Unterhaltung.
Unterhaltung, die Dank einer sehenswerten Pyrotechnik nicht nur kracht scheppert und wummst, sondern die auch mit ganz intimen ruhigen Momenten wie z.B. beim Song The Islander strahlt, wie die komplette Arena, ausgeleuchtet von Feuerzeugen und unzähligen Händybildschirmen, ein Bild das genauso im Gedächtnis haften bleibt , wie eine im Trockeneissturm stehende Band mehrmals an diesem Abend.
Wish i had an Angel, Wishmaster, The Beauty and the Beast, Amaranth, Over the Hills and far away und was man alles an Knallern geschrieben hat gabs alle NICHT. Die wurden wie vieles andere einfach weggelassen.  Da wirkte Nemo unter Songs wie Shudder before the beautiful, Yours is an Emty Hope, My Walden, Elan, Edema Ruh, Weak Fantasy, alle vom neuen Hammeralbum Endless Forms Most Beautiful fast wie ein Exot.
Die Setlist hatte viel Neues aber auch ganz Altes zu bieten, wie Stargazer, Eröffnungssong des 2. Albums der Band Oceanborn, 1998 erschienen. Ein Oldie der genauso jung und frisch daherkommt wie die Akteure auf der Bühne die mit Floor Jensen eine Idealbesetzung am Mikrofon haben. Auch wenn man in der Vergangenheit gezeigt hat, dass man mit den unterschiedlichsten weiblichen Stimmen bestehen kann, die Frontfrau der Symphonic Metal Band ist trotzdem nicht unerheblich fürs positive Wirken des Gesamtpaketes Nightwish. Und das wirkte an diesem Abend gewaltig nach, so gewaltig, dass sich viele Konzertbesucher schon kurz danach über die sozialen Netzwerke ein Wiedersehen so bald als möglich wünschten. Zu Recht, Nightwish ist in aktueller Besetzung ein Muss nicht nur für Symphonic Metal Fans.
Das Konzert war aber nicht nur wegen Nightwish besuchenswert. Mit 3 Bands völlig unterschiedlicher Stilrichtungen hat man ein tolles Konzertpaket geschnürt.  Naturgemäß stößt das nicht bei allen Fans auf Begeisterung, der Abend war aber auf alle Fälle eine gute Gelegenheit sich musikalisch über den Tellerrand zu bewegen. Und wenn das so sehenswert passiert wie bei Amorphis die den Abend eröffneten und danach mit Arch Enemy muss man feststellen alles richtig gemacht.
Amorphis zählen in Finnland zu einem der absoluten Top Acts im Metal Bereich, kein Wunder bei einem Frontmann wie Tomi Joutsen , der nicht nur wegen seines eigenartigen Mikrofons alle Blicke auf sich zog. Ganz so Melancholic ist ihr Metal meiner Meinung nach jedoch nicht, obwohl man sie gerne in diese Schublade steckt, aber hörenswert allemal. Mitgebracht hat man das neueste Album Under the Red Cloud und der Auftritt macht durchaus Lust darauf, sich damit intensiver zu beschäftigen.
Nach Amorphis kam der absolute Knaller des Abends mit extravagantem Bühnenoutfit und blauen Haaren auf die Bühne gestürmt. In Amerika des Öfteren als „Hottest Chick of Metal“ bezeichnet, das  ist Alissa White-Gluz Sängerin von Arch Enemy zweifellos. Nicht wenige Besucher-Kinnladen blieben erst einmal offen stehen, vor allem die derer, die die 30- jährige Kanadierin bisher noch nie singen gehört haben.
Es gibt wohl keine Frau im Musikbusiness die so singt (wobei die Bezeichnung singen hier relativ ist),  so sehr nach Mann klingt und trotzdem so weiblich und sexy daherkommt wie Alissa White-Gruz. Dass ihre Art des Gutturalen Gesangs im höchsten Maße anstrengend ist kann man sich gut vorstellen, wenn man das hört was sie da so an Lauten herauspresst, wirken tut es trotzdem nicht so. Die Frau wirbelt und springt, schreit und growlt , ein kleiner Wutnickel mit blauen Haaren, der wie kaum eine zweite alle Blicke auf sich zieht. Da werden selbst noch so gute Musiker zu Randerscheinungen. Es gibt Frontfrauen und Frontfrauen und es gibt Alissa  White-Gluz. Die bekennende Vegetarierin, Kämpferin für den Tierschutz und die Umwelt ist hart im Nehmen. Selbst ein Rippenbruch hat sie 2014 nicht davon abgehalten das Konzert zu Ende zu spielen. Da wird der knüppelharte Death Metal der Band fast zur totalen Nebensache. Es geht allerdings scheinbar noch härter, da man die Musik der Schweden von Arch Ememy eher als Melodic Death Metal bezeichnet. Melodic ist trotzdem klein geschrieben, grunzen und schreien groß und Alissa White-Gluz ist Weltmeisterin darin.
Die Dame kann übrigens auch wirklich singen, beim Canadian Idol hat sie sich vor langer Zeit einmal beworben und auch damit den Recall bestanden, gefragt ist das bei Arch Enemly aber (leider) nicht. Schade, denn mit so einer Frontfrau wäre dadurch noch viel abwechslungsreichere und spannendere Musik möglich. Aber wer braucht das schon bei einer solchen Rampensau (im positivsten aller Sinne gemeint). Die junge Dame hat übrigens auch schon als Sängerin bei Nightwish ausgeholfen, schade, zu gerne hätte ich das einmal gehört.
Abschließend noch ein großes Lob an den  Veranstalter Hertlein GmbH und die vielen Securities von B.O.S, die den beeindruckenden Konzertabend erst zu dem machten was es war. Ein echtes Erlebnis für Aug und Ohr, hoffentlich bald wieder.
 




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