Der Fluch des Drachen 2018
Ein Staatsoberhaupt, welches sein Volk nicht liebt, für selbiges nicht kämpft und sein
Wohl nicht im Sinn hat, ist weniger wert als ein Pferdeapfel.
                                Friedrich der Grosse



Würzburg, Posthalle 22.02.2018






Zum Fluch wird „Der Fluch des Drachen“ definitiv nicht für Corvus Corax. Egal, wo auch immer man das Stück dem Publikum vorstellt, die Begeisterung ist unglaublich groß. Das Fantastical von Corvus Corax nach einer Geschichte von Markus Heitz gewinnt zurecht immer mehr Fans. Und nicht wenige würden sich das gerne nicht nur einmal angucken. Die Mischung aus Erzählung und Musical kommt auch in Würzburg an, das Publikum verfolgt aufmerksam das Geschehen auf der Bühne und geizt nicht mit Applaus.
Ein großes Plus der Bühnenumsetzung der Geschichte ist der Humor mit dem man den Fantasystoff dem Publikum näher zu bringen versucht. Und so gibt es neben den geplanten Stellen im Stück, die für Lacher im Publikum sorgen sollen, wie zum Beispiel als Erzähler Johannes Steck dem Krieger Leander die Maske abnimmt, auch immer wieder ganz spontane. Denn obwohl das Stück natürlich feste Dialoge und einen klaren roten Faden verfolgt, gibt es doch immer wieder Stellen, die sich von Aufführung zu Aufführung unterscheiden und man spontan, auf eine Publikumsreaktion oder auf das Geschehen auf der Bühne reagiert bzw. reagieren muss. Und Erzähler Johannes Streck ist wahrlich ein Meister der Spontanität. Auch wenn zwei zufällig ausgewählte Personen aus dem Publikum die Torwächter geben, ist Johannes Steck jedes Mal aufs Neue gefordert, sich mit denen ihm bis dahin unbekannten Menschen in Sekunden abzusprechen und sie ins Stück einzubauen. Und als größte Unbekannte erweist sich von Aufführung zu Aufführung das Publikum. Nicht jeder Gag funktioniert an jedem Ort gleich gut und auch die Publikumsreaktionen sind immer wieder unterschiedlich, wie auch in Würzburg wo man auf den Dialog Nein-Doch mit einem lauten Ohh antwortete, ganz im Stil von Louis de Funes. Diesen Gag hat man dann übrigens auch später im Stück eingebaut, in Würzburg war das Publikum schlichtweg schneller.
Eine besondere Stärke des Fantasticals ist ohne Frage die Musik. Wartet man bei mancher Musicalaufführung auf den einen tollen Song, so hat man beim „Fluch des Drachen“ ein echtes Problem. Denn das ganze Stück ist ein einziger Ohrwurm. Das mag einen auf der CD gar nicht so vorkommen, je öfters man die Songs live erlebt, desto schwieriger bekommt man sie aber wieder aus dem Kopf. Nicht nur weil die Songs so ne tolle Ohrwurmqualität haben, sondern auch, weil man mit der „Der Fluch des Drachen“-Besetzung das große Los gezogen hat. Jeder der Sängerinnen und Sänger hat ein Gänsehaut-Gen in sich, entsprechend eindrucksvoll kommen die Songs auch rüber. Das merkt man gleich zu Beginn, als die Ballade von Schmied Adamas mit seiner dezenten Instrumentierung und der großartigen Stimme von Marcus Gorstein das Publikum sofort in seinen Bann zieht. Der Song ist mit seinem Text auch das beste Beispiel dafür, wie grandios man es geschafft hat, die Geschichte mit den Songtexten zu verbinden. Die Songs sind kleine Gesichten innerhalb der Geschichte. Egal wer nun einen Song präsentiert, ob Sonnenschein Ji-In Cho die als Hexe Runa beim Song „Wild und Frei“ das Publikum fast zum Aufspringen und Mittanzen zwingt, über Nori von Corvus Corax, der beim Song von Alchemos „Werd keinen Verschonen“ mit seiner rauen etwas rauchigen Stimme klingt, wie wenn man ihn gerade aus dem Alchemistenlabor im Keller herausgezerrt hat um das Publikum zu verzaubern bis zu Katja Moslehner und Maxi Kerber. Alle wissen nachhaltig zu begeistern und gerade Maxi Kerber hat in Würzburg einen ganz besonderen Schokoladentag erwischt. „Wann werde ich frei sein“ singt sie und liebend gern würde man sie in den Arm nehmen in dem Moment. Das darf dann Marcus Gorstein, mit einem Maxi Maxi-Dauerkuss, neidisch könnte man da werden.
Wieviel Herzblut alle Akteure beim „Fluch des Drachen“ investieren, sieht man schon allein daran, dass man vor der Aufführung das ganze Stück nochmals komplett geprobt hat, damit am Abend auch ja nichts schief geht. Gerade für den gesundheitlich angeschlagenen Johannes Steck eine Mammutaufgabe. Anmerken konnte man ihm das am Abend übrigens nicht, höchst professionell führte er durch den Abend und war auch diesmal ein Erlebnis für sich. Und Wim der im zweiten Teil der „Fluch des Drachen-Tournee“ Multinstrumentalist Vit in der Band ersetzt, konnte sich etwas leichter auf die musikalische Herausforderung einstellen.
Natürlich konzentriert sich bei dem Fantastical das Hauptaugenmerk des Publikums auf die Gastsängerinnen und Sänger, trotzdem darf man den Beitrag den die Band Corvus Corax zum Stück beiträgt nicht unterschätzen, die mit ihrer musikalischen Unterstützung und den Soundeffekten unersetzbar sind. Um wieviel ärmer wäre die Geschichte ohne zum Beispiel den mächtigen Sound der Trommeln, oder ohne dass Castus Rabensang seine eindrucksvolle Stimme erheben würde. Nicht zu vergessen natürlich der Dichterfürst von Corvus Corax Jordon, der sich sehr zur Freude des Publikums als Meister der Dialekte erweist. Ganz zu Schweigen von Michael Frick, als stummer Krieger Leander.
Es gibt noch genug Gelegenheit „Der Fluch des Drachen“ live zu erleben, man sollte das unbedingt tun, aber was dann? Was, wenn alle Vorstellungen beendet sind?  Irgendwie kann das einfach noch nicht alles gewesen sein. Das Stück schreit nach einer Fortsetzung, schon gleich mit dieser grandiosen Besetzung. Da muss "Mr. Fantasy" und Corvus Corax wohl noch einmal nachlegen, ein infiziertes Publikum hofft auf Heilung.



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Akt 1

Akt 2

















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