Eisheilige Nacht 2017
Lasst Euch nicht beirren von den strahlenden Augen eines Mannes. Es könnte die Sonne sein, die
durch sein hohles Hirn scheint.                Ina Müller



Würzburg, Posthalle 27.12.2017





Für die einen ist ein Weihnachten ohne Stollen, Plätzchen oder den Weihnachtsbraten undenkbar. Für die schwarze Szene ist es eher die Eisheilige Nacht. Das zeigt die Veranstaltung in Würzburg wieder überdeutlich. Subway to Sallys Weihnachtstour mit Freuden ist jedes Jahr nicht nur ein toller Konzertausklang, sondern ein grandioser musikalischer Gegenpol zu den Weihnachtsgedudel ala Wham, das einen überall entgegenschallt. Jahr für Jahr kann man sich hundertprozentig darauf verlassen, einen tollen Abend verbringen zu können und so war in Würzburg auch sehr viel los. Kein Wunder, das Lineup war in diesem Jahr wieder vom Feinsten.

Mr. Hurley und die Pulveraffen

Den Anfang machten Mr. Hurley und die Pulveraffen. Die Kanoniercrew wurde ja bekanntlich vom legendären Captain Black und seinem ebenso legendären Piratenschiff Lightning geworfen, treibt seitdem ihr Unwesen in allen möglichen Konzerthallen und Festivalvenues.  Auch wenn Mr. Hurley an diesem Abend betonten, dass man als Vorbild, gerade für Kids, nur bedingt bis gar nicht taugt, so muss man neidlos anerkennen, dass die Karriere der Piratenband aus dem Karibischen Osnabrück geradezu vorbildlich verläuft.  Selbst wenn man ziemlich spaßbefreit ist und die Band und deren Musik nicht witzig findet. Das ist aber nur eine ganz kleine Gruppe. Die Meute der Pulveraffenfans nimmt dagegen immer mehr zu, das zeigt auch der Abend in Würzburg, wo die Stimmung in der Halle schon beim Auftakt „Tortuga“ kochte. Die Setlist gab aber auch Anlass zur Freude.  Der „Plankentanz“ mit der besten Achterdeck Schüttlerin des Abends Pegleg Peggy, „Komm zur Marine“, „Ach ja“, „Achtung, fertig Prost“, es folgte Highlight um Highlight und dass die Familie Erichsen live eine Bank sind hat sich ja inzwischen auch bis in den letzten Winkel unserer Republik herumgesprochen. Mr. Hurley und die Pulveraffen haben aber noch viel mehr auf dem Kasten, wie witzige Piratenmugge. Angefangen haben die 3 Brüder ja mit Irish Folk und so erinnerte man trotz der knappen Spielzeit an diesem Abend mit einem Medley daran. Und das können die 3 noch immer so gut, dass sie auch für das vielleicht schönste Irish Folk Festival, das Shamrock Castle Festival von Fiddlers Green eine echte Bereicherung wären. Die Freibeuter der Herzen haben sich ja hauptberuflich nicht der Musik sondern der profitorientierten Seefahrt verschrieben, wie sie an diesem Abend betonen, trotzdem gibt es wohl kein talentierteres Geschwisterquartett wie die vier Geschwister.  Denn ausgerechnet das Schwesterlein Pegleg Peggy sorgt im Song „Schlechtes Vorbild“ singend für das Highlight des Mr. Hurley Auftritts. Der standesgemäß mit „Blau wie das Meer“ natürlich viel zu schnell zu Ende ging und bei dem Ingo Hampf von Subway to Sally als Teilzeitpirat mit Ringelsocken keine schlechte Figur machte.

 

Feuerschwanz

Dort wo Mr. Hurley aufgehört hatten machten Feuerschwanz weiter. Nämlich dem Publikum so richtig einzuheizen. So starte man mit dem vom stylischen Eric Fish traditionsgemäß in der Anmoderation erwähnten Sex ist Muss in den Abend, der man mit 1000-facher Stimmunterstützung aus dem Publikum „Blöde Frage, Saufgelage“ folgen ließ. „Hexenjagd“ wurde ebenso gefeiert wie der Song „Ketzerei“, beides auch visuell Dank der bildhübschen Miezekatze besonders schön umgesetzt. „Metnotstand“ und „Seemannsliebe“ folgten und wurden natürlich ebenfalls lautstark mitgesungen. Bevor es dann mit „Hörner Hoch“ weiterging, verteilte die Mieze schnell mal einen Satz Trinkhörner an das Publikum, damit einige Hörner mehr gen Himmel gereckt werden konnten. Standesgemäß nahm man auch vom „Taugenix“ musikalisch Abschied der leider zum vorletzten Mal im Mittelpunkt des ihm gewidmeten Songs stand. Verlässt er doch nach dem Glühmet Feuerschwanz, die nun auf der Suche nach einem neuen Bassisten sind. Mit „Krieger des Met“ und „Zuckerbrot und Peitsche“ stimmte man auf den passenden Abschluss ein „Das niemals endende Gelage“ hätte sich sicher auch das Publikum gewünscht, die die Franken im Frankenland begeistert feierten. Kaum zu Glauben trotz der grandiosen Stimmung an diesem Abend, aber wenn Feuerschwanz am 05. Januar 2018 zum eigenen Glühmet-Festival einlädt wird der Mitsing- und Lautstärkepegel noch ein paar Dezibel lauter sein. Auch showtechnisch wird man noch einiges mehr in petto haben, wie an diesem Abend und das Feuerschwanz ja auch noch andere Songs als Mitgröhlnummern drauf haben wird man dann auch erleben können. In der Setlist zur Eisheiligen Nacht mit der verkürzten Spielzeit war dafür verständlicherweise kein Platz. Einer wird dann ebenfalls auf der Bühne fehlen, Simon Michael ließ es sich nicht nehmen bei einem Song mitzuspielen, erstaunlicherweise übrigens nicht als Schlagzeuger.

Mono Inc.

Nach zwei absoluten Stimmungsbands war eigentlich zu erwarten, dass der Stimmungspegel gerade bei den Goth-Rockern von Mono Inc. etwas nach unten geschraubt wird. Überraschenderweise passierte aber genau das Gegenteil.

Eigentlich sind Mono Inc. ja momentan im Urlaub, wobei man sich eh die Frage stellen muss, ob ein umtriebiger Martin Engler überhaupt so etwas wie Pause kennt. Für gute Freunde unterbricht man den natürlich gerne und so war es eine Selbstverständlichkeit für Mono Inc., dass man die Subway to Sally Einladung an der Eisheiligen Nacht teilzunehmen trotz Konzertpause nicht ausschlägt, schon gleich, wenn man Subway to Sally beim Karrieredurchbruch so einiges zu verdanken hat.

Im Jahr 2000 wurde Mono Inc. gegründet, ganz am Anfang mit Martin Engler am Schlagzeug. Das er dies noch immer natürlich perfekt beherrscht, deutete er bei der großartigen Trommelnummer an diesem Abend an, als er sich auf ein unterhaltsames Duell mit der Schlagzeugerin Katha Mia einließ. Begleitet von den trommelnden Bandkollegen. Es ist schon bewundernswert, wie sich die Band seit 2000 bis heute entwickelt hat.  Sie sind eine große Nummer geworden, füllen problemlos die Hallen und ihr Fankreis wächst und wächst, ohne dass ein Ende absehbar ist. Das liegt auch an der außergewöhnlichen Songschreibefähigkeit des Sängers, der ein unglaubliches Händchen für eingängige Melodien hat. So sind im Laufe der Jahre unzählige großartige Songs entstanden, die es geballt an diesem Abend aufs Ohr gab. Und da kann man es sich locker erlauben, den vielleicht besten Mono Inc. Song überhaupt „Boatman“ einfach mal wegzulassen. „Arabia,The Banks of Eden, Symphony of Pain, Gothc Queen, Forgiven und Get some sleep“, das Programm hangelte sich von Hit zu Hit und die Posthalle kochte.  Mit dem Iggy Pop Cover „The Passenger“ wurde es dann etwas akustischer, aber nur für ein Lied, danach gaben Mono Inc wieder richtig Gas und beendeten mit den Songs „Children oft he Dark“, „After the War“ und „Voices of Doom“ eine wirklich beeindruckende Vorstellung. Auch bei Mono Inc. kam mit Michael Simon ein Subway to Sally Musiker als Verstärkung bei einem Song mit auf die Bühne. Eine wirklich schöne Idee und ein gutes Beispiel dafür wie freundschaftlich die Atmosphäre bei den Eisheiligen Nächten Jahr für Jahr auch unter den Musikern ist. Schade nur, dass Major Voice im Gegensatz zu manch anderem Konzert der Eisheiligen Nacht, diesmal nicht mit dabei war.

Subway to Sally

Der Weg war also perfekt für den Hauptakt des Abends Subway to Sally bereitet und die ließen sich natürlich nicht lumpen, sondern versuchten stimmungsmäßig noch eins Draufzusetzen.

Ohne Anmoderation, was eigentlich schade ist, es gäbe ja genug Kollegen die das hätten übernehmen können, betraten dann Subway to Sally die Bühne und starteten ihren Set mit „Sarabande de Noir“ und der „Schneekönig“. Ein Set, der eigentlich wie immer bei Subway to Sally voll überzeugen konnte. Bei der Setlist kann man ja inzwischen eh nichts falsch machen, zu viele schöne Lieder hat die Band im Angebot, so dass einige immer fehlen werden und einige sowieso unverzichtbar sind. So wie „Kleid aus Rosen“ mit dem obligatorischen Rosenspiel von Eric Fish. Der tiefenentspannte Frontmann hatte sichtlich Spaß an diesem Abend. Unverzichtar aus meiner Sicht sind auch die Songs „Eisblumen“ leider ohne Schneemaschine präsentiert und „Sieben“ die sich ebenso in der Setlist wiederfanden wie das großartige „Arme Ellen Schmitt“ vom letzten Album vor der tollen E-Kustik Veröffentlichung. Überhaupt hat man diesmal sehr auf Spezialeffekte verzichtet. So gab es auch kein Feuer auf der Bühne. Dafür eine überzeugende Lichtshow und einen traditionell extrem guten Sound, der auch in der Posthalle, die nicht gerade eine Akustikoffenbarung ist, voll überzeugen konnte. Man setzte also vor allem auf seine musikalischen Qualitäten und da hat Subway to Sally mit einem herausragenden Frontmann ja wirklich viel zu bieten.

Die beste Nachricht des Abends kam auch von Eric Fish. So stellte er allen Gerüchten zum Trotz eindeutig klar, dass Bannkreis, das neue Projekt eines Teils der Subway to Sally Truppe zusammen mit einer großartigen Sängerin Johanna Krins als zusätzliche weibliche Stimme nicht das Ende von Subway to Sally bedeutet. Ganz im Gegenteil, er kündigte auch gleich ein neues Subway to Sally Album an. Und darauf kann man sich nach dem wahrlich extrem gelungenen letzten Alben Mitgift und Neon besonders freuen. Genauso wie auf Bannkreis, die im März ihr Album veröffentlichen werden. Es wird also auch für die Fans das Subway to Sally Jahr 2018 schlechthin werden.
Überraschungen gibt es aber in jedem Subway to Sally Konzert auch, diesmal in erster Linie mit einem SaMo Cover und besonders bei der Zugabe, als man alle beteiligten Musiker aller Bands auf die Bühne holte und zum „Veitstanz“ aufspielte. Eine All-Star-Band der ganz besonderen Art, die es wohl so nie mehr geben wird. Und die mächtig Spaß an diesem Abend hatte. Und das war auch ganz klar ein Verdienst des wirklich großartigen Publikums, dass sich bei der obligatorischen Zugabe „Julia und die Räuber“ dann nochmal so richtig ins Zeug legte und Subway to Sally stimmlich eindrucksvoll seine Zuneigung ausdrückte. Wie auch bei den anderen Bands, besser gehts kaum.
Nicht vergessen wurde auch noch auf die Eisheilige Nacht 2018 hinzuweisen, mit Paddy and the Rats, Russkaja und Versengold hat man sich auch fürs nächste Jahr eine großartige Besetzung von befreundeten Bands eingeladen, so dass auch das Konzertjahr 2018 mit der Eisheiligen Nacht einen wunderbaren Abschluss erhalten wird. So wie 2017, wer nicht dabei war hat definitiv etwas verpasst.

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Mr. Hurley und die Pulveraffen

Feuerschwanz

Mono Inc.














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