Eisbrecher Sturmfahrt Tour 2017
Liebe ist eine tolle Krankheit. Da müssen immer gleich
zwei ins Bett.               Robert Lemke



Dresden, Schlachthof 06.10.2017




Wenn das Sonar eines U-Boots die Halle des Schlachthofs ausfüllt, die dunkle Bühne durch Positionslichter erleuchtet wird und die Band einsetzt um den Song „Das Boot“ als letzten Song des Abends zu präsentieren, dann geht einem das positiv durch Mark und Bein. Es ist der krönende Abschluss und das spektakuläre Ende einer Sturmfahrt die eindringlicher und mitreißender kaum sein konnte. Dass die Tour ausgerechnet mit dem Stapellauf des russischen Atom-Eisbrechers Sibir in St. Petersburg zusammenfällt ist sicher Zufall. Der Erfolg der der Band entgegenschlägt ist es sicher nicht und so wird der Abend auch zu einem echten Triumphzug. Egal wo Eisbrecher auf der Tour spielen, die Location ist ausverkauft und das Publikum feiert die Protagonisten auf der Bühne gnadenlos ab. Völlig zurecht, es ist wieder ganz großes Kino was Alex Wesselsky und seine Jungs in Verbindung mit dem Veranstaltungstechnik-Dienstleister Rain AGE GmbH an diesem Abend auffahren. Allein die Lichtshow ist vom allerfeinsten und dass, obwohl man aufgrund der Enge und Höhe des Schlachthofes Kompromisse eingehen musste. Kompromisse die nicht zu sehen und wahrzunehmen waren. Es versteht sich von selbst, dass auch der Sound an diesem Abend voll überzeugen konnte, von der Qualität der Band und des Sängers ganz zu schweigen. Eisbrecher ist inzwischen einer der sehenswertesten Live-Acts die auf deutschen Bühnen unterwegs sind, das scheint sich immer mehr herumzusprechen, so dass man gar nicht anders kann, als immer größere Hallen zu bespielen. Ein Meilenstein ist da natürlich auch die gelungene neue CD Sturmfahrt, die erstmals in der Bandgeschichte Nr. 1 Status erreichen konnte. Ohne viel Werbung, ohne ständige Dauerrotation im Radio und vor allem auch ohne dass die CD in den Lebensmittelläden zwischen Zigaretten, Gummibärchen und Kondomen zu hunderten als Massenprodukt a la Helene Fischer angeboten wurde. Witzigerweise wurde jedes Album einen Platz erfolgreicher, mehr geht nun Charttechnisch logischerweise aber nicht mehr. Musikalisch allerdings schon, jede Wette, dass man noch lange nicht am Ende seiner Kreativität angekommen ist, jede Wette, dass auch das nächste Album genauso ein Knaller wird, wie Sturmfahrt, deren Songs die Basis der Setlist bildeten.

Los geht es nach einem Intro mit Sturmfahrt, dem Titelsong der neuen CD. Außerdem finden sich noch die Songs „Das Gesetz“, „ Automat“, „Eisbär“. „Wo geht der Teufel hin“, und als Krönung „Was ist hier los“ in der Setlist. Die lässt daneben mit Krachern wie „Prototyp“, „Himmel Arsch und Zwirn“, „This is Deutsch“ und 1000 Narben kaum Wünsche offen und natürlich findet auch „Miststück“ seinen Platz im Set. Besser geht’s kaum, einzig „Wo geht der Teufel hin“ kann mich wie schon auf der CD nicht vollständig überzeugen, was aber leicht zu verschmerzen ist.

Es ist aber nicht nur Eisbrecher, die an diesem Abend das Publikum in Verzückung versetzten. Schon die Vorband Unzucht sorgt richtig für Stimmung im ausverkauften Dresdner Schlachthof, der mit einer Besonderheit aufwartete. Nämlich einen extra Kinder und Familienbereich, so ist es, wie auch schon von Unheilig und der Kelly Family bekannt, auch Familien mit jungen Kids problemlos möglich ein Eisbrecher Konzert zu besuchen. Soweit das baulich eine Halle hergibt, leider wie zu vernehmen war, ist dies jedoch nicht immer auf der Tour möglich. Eine tolle Idee die hoffentlich immer mehr Bands übernehmen.

Aber zurück zu Daniel Schulz, Daniel De Clerq, Toby Fuhrmann und Alex Blaschke, die mit ihrem Bandprojekt Unzucht geradezu genial zu Eisbrecher passen. Und so gibt es auch genug Besucher im Publikum, die beide Bands wertschätzen, diejenigen, die sie noch nie live gesehen haben sicher in größerer Zahl danach auch. Allein die lange Schlange am Merch ist ein guter Beleg dafür, wo alle 4 Musiker gutgelaunt auch für Autogramme zur Verfügung standen. Unzucht sind einfach eine grandiose Liveband, der Auftritt in Dresden war einmal mehr ein guter Beleg dafür. Selbst wenn er naturgemäß kürzer ausfiel, als bei einem eigenen Unzucht-Konzert. Wer sie länger sehen will muss noch bis November warten, wenn die Band nach dem Eisbrecher Support in Zwickau bei der eigenen Tour wieder sächsischen Boden betreten wird. Sicher wird man da den einen oder anderen im naturgemäß fast nur schwarz gekleideten Publikum wiedersehen. Es lohnt sich. 

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Zu den Bildern des Abends



Eisbrecher


Unzucht































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